17. Dezember 2023

Wie ein Profi: Schwächen im Vorstellungsgespräch kommunizieren

Der Satz „Hiermit laden wir Sie zu einem Bewerbungsgespräch ein“ löst in der Regel Freude aus, mitunter aber auch eine gewisse Aufregung. Denn ein Vorstellungsgespräch ist die Gelegenheit für den Bewerber und den potenziellen neuen Arbeitgeber einander persönlich kennenzulernen. Der Personaler wird Ihnen nicht nur sich und das Unternehmen präsentieren, sondern vor allem Sie als Kandidaten auf die Probe stellen.

Neben beruflichem und unternehmerischem Hintergrundwissen ist ein gewisses Maß an Selbstreflexion hilfreich zur Vorbereitung auf den Termin, denn eine klassische Frage im Bewerbungsgespräch ist die nach Ihren Stärken und Schwächen.

Personaler fragen nicht immer konkret „Was sind Ihre Schwächen?“, um bei einer Bewerbung von Ihren negativen Eigenschaften zu erfahren, sondern formulieren ihre Intention häufig als psychologische Fragestellung. Beispiele hierfür sind Fragen wie:

  • „Was könnten andere kritisch an Ihnen sehen?“,
  • „Wo sehen Sie bei sich selbst Verbesserungspotenzial?“,
  • „Was wären Gründe, warum jemand nicht mit Ihnen zusammenarbeiten möchte?“ oder
  • „Was nervt Sie an anderen am meisten?“.

Wir verraten Ihnen, wie Sie eine gute Antwort finden und so aus Ihrer persönlichen Schwächen-Liste in einem Vorstellungsgespräch das Beste machen.

Personalerin fragt Bewerberin im Vorstellungsgespräch nach ihren Schwächen

© 89Stocker/ Canva

Die Macht der Ehrlichkeit: Warum die Offenlegung von Schwächen im Vorstellungsgespräch entscheidend ist

Jeder Mensch hat schlechte Eigenschaften, niemand ist perfekt. Diese Erwartung hat bei einer Bewerbung auch kein Arbeitgeber. Allerdings ist entscheidend, ob Sie als Bewerber in der Lage sind, sich mit Ihren Schwächen auseinanderzusetzen und diese ehrlich zu benennen. Dabei sollten Sie es gleichzeitig schaffen, authentisch zu bleiben und einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

Der Arbeitgeber möchte wissen, ob Sie fähig sind, sich selbst zu reflektieren, und, ob Sie sich weiterentwickeln wollen bzw. können.

Eine lange Liste: häufig genannte Schwächen & No-Gos im Vorstellungsgespräch

Die psychologische Frage nach den persönlichen Schwächen eines Bewerbers wird häufig gestellt. Entsprechend gibt es Antworten, die viele Gefragte geben, wie zum Beispiel:

  • „Ich bin ein Perfektionist.“,
  • „Ich arbeite zu viel.“ oder
  • „Ich achte immer auf alle Details.“

Diese sollten Sie vermeiden, denn sie wirken einstudiert und damit unauthentisch.

Die Behauptung „Ich habe keine Schwächen“ ist sogar eine Lüge, denn niemand ist perfekt und eine solche Antwort steht nicht nur für Überheblichkeit, sondern auch für einen Mangel an Selbstreflexion.

Auch Witze wie die Antwort „Süßigkeiten sind meine einzige Schwäche.“ kommen zumeist nicht gut an, da ein Vorstellungsgespräch eine formelle Situation darstellt und die Vermeidung einer ehrlichen Antwort falsche Signale aussendet.

Viele nennen auch häufig Antworten wie „Ungeduld“ oder „Perfektionismus“, aber Sie sollten nicht jede persönliche Schwäche im Vorstellungsgespräch nennen. Schwächen wie beispielsweise

  • ein Mangel an Empathie,
  • nicht teamfähig zu sein,
  • Unzuverlässigkeit oder
  • eine mangelnde Frustrationstoleranz

sind keine guten Schwächen im Bewerbungsgespräch. Sie zeichnen kein gutes Bild von Ihnen als Bewerber und Sie sollten diese darum auch nicht als Schwächen in einem Bewerbungsgespräch nennen.

Auch sollten Sie den beruflichen Kontext nicht vergessen. Ein egoistischer Teamleiter, eine cholerische Abteilungsleitung, ein Mitarbeiter mit Patientenkontakt, aber ohne Empathie, oder eine unorganisierte Bürokraft machen keinen guten ersten Eindruck auf den neuen Arbeitgeber.

 

Beispiele für Schwächen, die Sie im Vorstellungsgespräch nennen können

Eine Liste an Beispielen für „gute“ Schwächen, die Sie in den meisten Bewerbungsgesprächen nennen können, hingegen ist:

  • Angst, vor Publikum zu sprechen
  • schlechte Fremdsprachenkenntnisse
  • Phantasielosigkeit
  • schlechte Mathematikkenntnisse
  • Direktheit
  • wenig Erfahrung mit bestimmten Programmen/ Aufgaben
  • Probleme damit, „Nein“ zu sagen
  • Schüchternheit
  • Rechtschreib- und Grammatikschwäche
  • Skepsis
  • schlechter Orientierungssinn
  • Nervosität
  • Konzentrationsprobleme
  • schlechtes Namensgedächtnis
  • wenig technische Begabung

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Wie Sie Schwächen richtig präsentieren

Es bietet sich an, bei der Nennung der Schwäche selbstbewusst zu agieren. Zudem sollten Sie diese eingestehen, aber direkt Verbesserungspotential, einen Ausweg oder Lösungsvorschlag erwähnen.

Bewerberin beantwortet im Bewerbungsgespräch souverän die Frage nach ihren Schwächen

© 89Stocker/ Canva

Zum Beispiel können Sie einen schlechten Orientierungssinn relativieren, indem Sie stattdessen betonen, dass Sie deswegen gewöhnlich etwas früher bei einem Termin sind. Denn Sie planen genug Zeit für den Hinweg ein und nutzen Hilfsmittel zur Orientierung.

Es geht auch darum, wie Sie Schwächen mitteilen. Es ist sinnvoll, Formulierungen wie „manchmal“, „gelegentlich“ oder „ab und zu“ einzubauen. Sie betonen das Veränderungspotenzial und relativieren eine Schwäche, wohingegen Worte wie „immer“ und „ständig“ die Unumkehrbarkeit einer schlechten Eigenschaft untermauern.

Konzentrationsprobleme können Sie als Schwäche beispielsweise so verpacken: „Ich bin gelegentlich unkonzentriert, aber ich achte deswegen darauf, meine Aufgaben nacheinander abzuarbeiten und kurze Ruhepausen effektiv zu nutzen, um mich wieder zu fokussieren.“

Selbstreflexion: der Schlüssel zur Selbsterkenntnis

Jeder Mensch hat eine lange Liste an Schwächen, aber auch an Stärken. Um diese individuellen Eigenschaften herauszufinden, gilt es, sich selbst und sein Verhalten zu beobachten und zu reflektieren. Hilfreich kann dabei auch die Meinung von Familie und Freunden sein.

Durch Selbstreflexion können Sie Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen analysieren und entsprechend agieren. Es kann hilfreich sein, sich selbst Fragen zu stellen wie zum Beispiel „Was ist mir in der Vergangenheit schlecht gelungen?“, „Was sind meine Ziele?“ oder „Wie gehe ich mit Stresssituationen um?“.

Regelmäßige Selbstreflexion und das Aufschreiben der Antworten (und ggf. Lösungsideen) wie in einer Art Tagebuch verschafft zusätzlich einen Überblick und hilft zur Selbsterkenntnis. Auch in Büchern oder online finden Sie zahlreiche Ratgeber und Übungen zum Selbstcoaching. Im nächsten Schritt folgt daraus dann die Umwandlung von Schwächen in Stärken.

Umwandlung von Schwächen in Stärken

Die Bereitschaft, eigene Schwächen zu relativieren, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln, sehen Personaler gerne. Die Möglichkeit, sich weiterzubilden, besteht schließlich immer. Beispielsweise können Sie schlechte Sprachkenntnisse, wenig Erfahrung im Umgang mit bestimmten Programmen oder Phantasielosigkeit durch die Belegung von Kursen verbessern.

Es ist auch eine Stärke, offen und reflektiert über seine eigenen Schwächen sprechen zu können und die Bereitschaft zu signalisieren, sich damit auseinanderzusetzen.

Ein Mann ist stark, wenn er sich seine Schwäche eingesteht.

Honoré de Balzac (1799 – 1850), französischer Philosoph

Verschiedene Taktiken zur geschickten Formulierung von Schwächen im Bewerbungsgespräch

Wichtig ist, dass Ihre Antworten nicht auswendig gelernt wirken und kein Klischee darstellen. Auf jeden Fall sollten Sie ehrlich sein, jedoch nicht zu persönlich werden, da es im Bewerbungsgespräch um berufliche Interessen geht.

Die Antwort „Ich weiß es nicht.“ gilt es auch zu vermeiden, da Sie dadurch unvorbereitet und unwillig wirken, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Sowohl bei Schwächen als auch bei Stärken sollten Sie nicht übertreiben. Arroganz, Geltungsdrang, Egoismus und Überheblichkeit hinterlassen einen negativen Eindruck. Bleiben Sie also ehrlich und authentisch.

 

Ehrlichkeit währt am längsten

Gerade Authentizität ist von Personalern gewünscht, weil sie Individuen einstellen wollen, die zu ihrem Unternehmen passen: keine perfekten Roboter. Nennen Sie am besten nicht mehr als zwei Schwächen und führen Sie diese nicht zu weit aus – wahren Sie Professionalität.

Wenn Sie im Laufe des Vorstellungsgesprächs über Ihre Schwächen sprechen, helfen eine optimistische Einstellung und eine entsprechende Körpersprache, die unangenehme Thematik abzuhandeln und einen positiven Eindruck zu Ihrer Bewerbung zu hinterlassen.

 

Unternehmensrecherche: die Basis Ihrer Antwort

Als Vorbereitung für ein Vorstellungsgespräch ist es immer sinnvoll, sich nicht nur allgemein über das Unternehmen zu informieren, sondern speziell auch über die vakante Position dort. In Bezug auf die möglichen Anforderungen können sich persönliche Stärken und Schwächen im Gespräch ausspielen.

So ist es zum Beispiel ratsam, sich vor dem Vorstellungsgespräch zu überlegen, welche positiven Fähigkeiten Sie im möglichen neuen Job gewinnbringend einsetzen können und welche Schwächen hierbei keine zu große Relevanz haben.

Bewerber bereitet sich mit einer Recherche über das Unternehmen auf die Frage nach seinen Schwächen vor

© iJeab/ Canva

Fazit: Nutzen Sie die Schwächen-Frage zu Ihrem Vorteil

Da die Frage nach Schwächen zum Standardrepertoire eines Personalers in einem Vorstellungsgespräch gehört, bietet es sich für Sie als Bewerber an, sich gut darauf vorzubereiten. Dann können Sie strategisch planen, welche Schwächen Sie im Vorstellungsgespräch nennen sollten.

Ein offener und ehrlicher Umgang mit den individuellen negativen Eigenschaften kann bei einer Bewerbung schließlich sogar positiv gewertet werden, da Sie dadurch Ihre Bereitschaft verdeutlichen, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.

Da jeder Mensch gleichermaßen Stärken und Schwächen hat, geht es vor allem um deren Formulierung. Sinnvoll ist es, während des Vorstellungsgesprächs die genannten Schwächen durch Formulierungen wie „manchmal“ zu relativieren und gleich einen Lösungsvorschlag zu präsentieren.

Vermeiden sollten Sie allerdings

  • Klischees,
  • Floskeln,
  • Lügen und
  • Witze,

da es um Ihre berufliche Zukunft geht. Sie wollen schließlich trotz Ihrer persönlichen Schwächen den bestmöglichen Eindruck im Vorstellungsgespräch hinterlassen.

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FAQ: Schwächen im Vorstellungs­gespräch

Wichtig ist es, ehrlich und authentisch zu antworten sowie nicht auf Klischees, Lügen oder Übertreibungen zurückzugreifen. Am besten machen Sie sich vorher Gedanken und passen Ihre möglichen Antworten an die entsprechenden Stellenanforderungen an.

Zum Beispiel sollten Sie bei einer Stelle mit Führungsverantwortung nicht erwähnen, dass Sie oftmals unpünktlich sind, sondern eher einen schlechten Orientierungssinn anbringen und gleich dazu erwähnen, wie Sie daran arbeiten, diesen zu verbessern.

Sie können leicht identifizieren, was gute Stärken und Schwächen in einem Bewerbungsgespräch sind. Es handelt sich immer um solche, die auf eine entsprechende Vorbereitung schließen lassen und zeigen, dass Sie in der Lage sind, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten.

Beispielweise können Sie bei einem Beruf mit Patientenkontakt erwähnen, dass Sie manchmal schlecht „Nein“ sagen können, was aber an Ihrer empathischen Haltung als Stärke liegt, und Sie dennoch selbstverständlich zwischen beruflich und privat trennen können.

Als Beispiele für Schwächen lassen sich in einem Bewerbungsgespräch souverän Eigenschaften anführen wie schlechte Fremdsprachenkenntnisse, mangelnde Kreativität oder die Angst, vor Publikum zu sprechen.

Wichtig ist, dass Sie diese mit einem Lösungsvorschlag relativieren, um zu verdeutlichen, dass Sie offen für Fortschritt und Veränderung sind. Auch sollten Sie stets bedenken, dass der potenzielle Arbeitgeber auf der Suche nach jemandem ist, der individuell zum Unternehmen passt und gewinnbringend eingesetzt werden kann – trotz eigener Schwächen.

Manche Schwächen sollten Sie in einem Bewerbungsgespräch lieber nicht nennen, weil sie Sie unsympathisch erscheinen lassen wie zum Beispiel mangelnde Teamfähigkeit oder ein Aggressionsproblem.

Da Schwächen immer im Hinblick auf die speziellen Anforderungen in einem Beruf reflektiert und genannt werden sollten, gibt es in bestimmten Branchen, wie zum Beispiel in der Medizin, einige negative Eigenschaften, die nachteilig bei einer Bewerbung sein können:

  • Ekpathie und Unhöflichkeit bei Patientenkontakt,
  • mangelnde Lernbereitschaft in einem Bereich mit gesetzlicher Fortbildungsverpflichtung oder
  • eine unsaubere Arbeitsweise bei hohen Hygienestandards

sollten Sie keinesfalls nennen, wenn Sie einen Beruf in der Medizin erstreben.

Selbstreflexion ist die Grundlage für eine produktive Auseinandersetzung mit den persönlichen Stärken und Schwächen. Regelmäßig über die eigenen Handlungen und aufkommende Wünsche nachzudenken hilft, ein klareres Bild von sich selbst und möglichen Zielen zu bekommen. Auch kann es Ihnen helfen, Ihre Familie und Freunde um Feedback zu bitten. Bei einem Vorstellungsgespräch geht es darum, dass Sie sich als Individuum präsentieren, das zu dem potenziellen Arbeitgeber passt – samt Ihrer Schwächen.